Geschichte der Pfarrkirche St. Laurenz am Schottenfeld

 

Kirche klein

Die Pfarrkirche Sankt Laurenz am Schottenfeld gilt als einer der bedeutendsten Sakralbauten Wiens im Stil des Barockklassizismus. Der monumentale Fassadenturm verleiht der an einem hochgelegenen Punkt der Stadt innerhalb des Gürtels errichteten Kirche wahrzeichenhafte Wirkung.

Bauherr war das älteste Ordensstift in Wien, das 1155 gegründete Benediktinerkloster "Unserer Lieben Frau zu den Schotten", welches in der westlichen Vorstadt großen Grundbesitz hatte. Die Erbauung der Pfarrkirche St.Laurenz erfolgte auf Anordnung Kaiser Josephs II. ab 1783. Architekt des Baues war der "niederösterreichische Landschafts-Baumeister" Andreas Zach (1736-1797), der mehrfach für das Wiener Schottenkloster sowie für Auftraggeber aus dem Hochadel in Wien (Harrach, Schwarzenberg) gearbeitet hat.

Hochaltar

Gefordert war vom Architekten ein großer, geräumiger Kirchenbau, der von jedem Platz aus eine optimale Sicht zum Hochaltar ermöglichen sollte. Andreas Zach löste diese Aufgabe in der Gestaltungsform einer überwölbten Saalkirche mit querschiffartigen Erweiterungen. Um die neuerbaute Pfarrkirche auch in ihrer Innenausstattung rasch fertigzustellen, wurde der Hochaltar der Kirche des 1783 aufgehobenen Klosters der Augustiner-Chorfrauen am Fleischmarkt ("Laurenzerinnenkirche") nach Schottenfeld übertragen. Dieser war erst zwei Jahre vorher eingeweiht worden und stellte als Werk der bedeutenden Künstler des Barockklassizismus Johann Baptist Hagenauer (1732-1810), Benedikt Heinrici (1746-1799) und Philipp Jakob Prokop (1740-1814) ein mit dem Baustil der Kirche harmonierendes Ausstattungsstück dar.

Orgel

Aus der Erbauungszeit stammen die klassizistischen Aufbauten der Seitenaltäre, deren Altartische aus Rotmarmor von der aufgelassenen Friedhofskapelle auf der Landstraße nach Schottenfeld übertragen worden waren, weiters die Kanzel als Werk des in Schottenfeld beheimateten Bildhauers Adam Vogel und die Orgel, die der berühmte Orgelbaumeister Franz Xaver Chrismann schuf.

Die Weihe der Pfarrkirche Sankt Laurenz am Schottenfeld wurde am 29. September 1786 durch Bischof Edmund Maria Graf von Artz und Vassegg vorgenommen. Anläßlich des fünfzigjährigen Bestandsjubiläums der Kirche wurden die beiden Seitenaltäre umgestaltet. An die Stelle der Altarbilder von Paul Troger wurden klassizistische Plastiken von Josef Kähsmann gesetzt, und zwar in die Nische des linken Seitenaltares die Figur Mariens als Himmelskönigin, an den rechten Seitenaltar der gekreuzigte Christus und die vor dem Kreuz knieende Maria Magdalena.

Im Jahr 1849 begann eine Reihe weiterer Umgestaltungen: An den vorderen Seitenwänden des Kirchenschiffs wurden zwei zusätzliche Seitenaltäre errichtet, von denen das Gemälde des linken den hl.Leonhard, das Bild des rechten Altares den hl. Joseph darstellt. Der Schöpfer dieser Gemälde war der aus Mainz gebürtige, auch für den Fürsten Metternich tätige Historien- und Kirchenmaler Carl Hemerlein (1807-1884), der in der Folge noch weitere große Bilder für die Pfarrkirche Schottenfeld malte.

Urban Loritz1

1852 ließ Pfarrer Urban Loritz von Carl Hemerlein ein neues Hochaltarbild mit der Darstellung des hl. Laurentius anfertigen, welches das ursprüngliche Gemälde von Peter Strudel ersetzte. Der Hochaltar wurde von Bildern der Vier Evangelisten flankiert. 1854 schuf Hemerlein zwei weitere Gemälde im Querhaus mit den Darstellungen der "Rückkehr des verlorenen Sohnes" und der "Bekehrung der Magdalena". Wahrscheinlich gab die nazarenische Ausmalung der benachbarten Altlerchenfelderkirche Pfarrer Urban Loritz die Anregung, auch die Gewölbe der Pfarrkirche Schottenfeld mit Malereien ausstatten zu lassen. Unter der Leitung des Wiener Akademieprofessors Leopold Schulz enstanden 1869-1871 unter Beteiligung von Ignaz Schönbrunner und Anton Roux Deckengemälde mit Darstellungen des "Jüngsten Gerichtes", der Propheten und der Gesetzesübergabe am Berg Sinai. Es darf als glückliches Zusammentreffen angesehen werden, daß sich in den Deckenmalereien neoklassizistische und neobarocke Elemente des Historismus in einer Weise vereinigen, die das Gesamtbild der barockklassizistischen Kirche in Außenbau und Innengestaltung überaus harmonisch ergänzt.

Univ.-Prof. Dr. Mario Schwarz